Hildegard von Bingen (1098 – 1179)

9. 11. 2010

Die Kräuter bieten einander den Duft ihrer Blüten an, ein Stein strahlt seinen Glanz auf die anderen. Alles was lebt hat einen Urtrieb nach liebender Umarmung. Auch steht die ganze Natur dem Menschen zu Diensten, und in diesem Liebesdienst legt sie ihm freudig ihre Güter ans Herz.”

Quelle: Hildegard von Bingen, Liber Vitae meritorum

Die Benediktinerin Hildegard von Bingen wusste um den inneren Zusammenhang von seelischer und körperlicher Gesundheit. Ihre Kenntnisse beruhen auf eigener Erfahrung, dem Wissen mittelalterlicher Klostermedizin und den genauen Beobachtungen ihrer Umwelt. Ihr Name „Hildegard“, der „Heldin“ genauer „rettende, beschirmende Heldenjungfrau“ bedeutet, wurde ihr zur Bestimmung. Mit ihrem heilkundlichen Wissen bemühte sie sich, den Menschen im Einklang mit der Natur und seinen Mitmenschen zu stärken.


Hildegard von Bingen war die Tochter einer gräflichen Familie mit ausgedehntem Landbesitz. Als zehntes Kind der Eltern sollte sie ihr Leben der Kirche widmen („ein Zehnter an Gott“).

Schon früh wurde sie auf die Erziehung und Ausbildung im Kloster vorbereitet. Im Alter von 14 Jahren zog sie ins Kloster ein. Bereits in ihrer Jugend hatte sie Visionen und war empfänglich für die Beobachtung von Natur und Menschen.

1136 wurde sie im Kloster Disibodenberg zur Oberin der Schülerinnen gewählt. Mehrfach kam es zu Streitigkeiten mit dem vorgesetzten Abt, weil sie bessere Lebensverhältnisse für die Nonnen durchsetzen wollte.

Ein eigenes Kloster zu gründen, wurde ihr vorerst verboten.

Zwischen 1147 und 1150 erhielt sie schließlich doch Erlaubnis zur Gründung eines eigenen Klosters auf dem Rupertsberg, das sich zu einem heilkundlichen und kulturellen Zentrum der Region entwickelte. Im Jahr 1165 übernahm sie noch ein weiteres Kloster, das Ausgustinerkloster Eibingen, und leitete beide bis zu ihrem Tode.

Für viele ihrer Zeitgenossen waren ihre Aussagen und Erkenntnisse geheimnisvoller Ausdruck der Stimme Gottes – „vox dei“. Es entsprach der weitläufigen Meinung, dass sie eine Auserwählte des Herrn sei – ein Werkzeug Gottes.

Von 1158-1170 begann sie Schriften zur Heilkunde und deren Geschichte zu verfassen. Die Äbtin interessierte sich auch sehr für die Musik, von der sie sagte, dass sie „reine Erinnerung aus dem Paradies“ sei. In den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erfreute sich ihre Musik größter Beliebtheit.

Hildegard von Bingen zeichnete sich durch ihr umfangreiches Wissen, ihre Heilkunst und ihr persönliches Wirken aus. Sie kann als die erste „anerkannte“ weibliche Ärztin Deutschlands gelten. Aus dieser Zeit stammt auch ihre wichtigste Schrift „Liber subtilitatum naturatum creaturum“. Für ihr gesamtes Lebenswerk wurde sie schließlich heilig gesprochen.

Auch in Polen ist Hildegard von Bingen keinesfalls unbekannt. In der Kirchengemeinde „Herz Jesu“ in Legnica wird ihr Andenken gepflegt.

Ihr zu Ehren wurde der 17. September zum liturgischen Feiertag erklärt.